Adventskalender Türchen 25
Tucker
25.12.2025
Ich weiß, dass sie da ist noch bevor ich richtig wach bin. Und sofort ist es wieder da: Dieses Kribbeln in meinem gesamten Körper, das mir signalisiert, was Glück bedeutet.
Weihnachtstag.
Eigentlich der Tag, an dem Lila eine Entscheidung treffen wollte. Der Tag, vor dem ich solche Angst hatte, seit sie wieder in Silver Pines ist. Und nun weiß ich: Heute ist anders. Ich muss keine Angst mehr haben. Sie ist hier und sie bleibt hier. Sie ist bei mir. Und sie liebt mich. So wie ich sie liebe.
Ich öffne die Augen und sehe nach unten. Lila liegt neben mir, ihr Kopf auf meinem nackten Oberkörper, ihre Hand auf meinem Herzen, das ihr schon so lange gehört.
Die Nacht war wunderschön. Voller Versprechen für eine Zukunft an die ich schon nicht mehr geglaubt habe.
Im ersten Licht des Weihnachtsmorgens sehe ich sie an und denke, dass das alles ist, was ich je wollte.
Mit meinen Fingern streiche ich ihr sanft durchs Haar, spiele mit einer Strähne. Als sie sich rührt, blinzelt sie verschlafen und sieht dann zu mir hoch.
»Morgen«, murmelt sie. Ihre Stimme ist noch rau vom Schlaf, aber ich höre ein Lächeln darin.
»Morgen.« Ich küsse ihren Scheitel. »Frohe Weihnachten.«
»Frohe Weihnachten.« Sie lächelt und kuschelt sich näher an mich. »Wie spät ist es?«
»Die Sonne geht gerade auf, also schätze ich, dass es noch recht früh ist.«
»Gut.« Sie schließt die Augen wieder. »Dann können wir noch ein bisschen liegenbleiben.«
»So lange du willst.«
Und so liegen wir einfach im Bett. Still. Es braucht keine Worte. Ich streiche über Lilas Haar, lausche ihrem regelmäßigen Atem, als sie wieder eingeschlafen ist.
So fühlt sich Zuhause an. Das war es, was ich immer vermisst habe.
Lila ist hier. Sie ist Zuhause.
Irgendwann wacht sie wieder auf. Streckt sich und gähnt. Setzt sich neben mir auf.
»Meinst du, Santa war da?«
Ich lache und küsse sie.
»Bestimmt. Wie könnte er nicht?«
Sie zuckt die Schultern. »Eigentlich brauchen wir das nicht, oder? Wir haben unser Geschenk ja schon.« Sie küsst meine Brust und schenkt mir dann einen Augenaufschlag, der mich wärmt.
»Aber ich würde dir gern dein Geschenk geben«, sage ich schließlich, auch wenn ich mir gut vorstellen könnte, die letzte Nacht noch einmal zu wiederholen.
»Jetzt?«
»Ja, jetzt.« Damit schlage ich die Decke zurück und setze mich auf. Greife nach meinem Shirt und streife es mir über, ehe ich aufstehe und auch noch meine Jogginghose anziehe.
»Schade …«, murmelt Lila und ich drehe mich lachend um.
»Die Variante ohne Kleidung kannst du später wieder haben.«
»Gut, denn das war es, was ich mir eigentlich gewünscht habe.« Sie grinst und wird rot, als ich eine Augenbraue hebe. »Kann ich noch schnell duschen?«, wechselt sie das Thema und ich nicke.
»Klar, ich mache uns Kaffee. Komm einfach ins Wohnzimmer, wenn du so weit bist.«
Als sie zu mir kommt, ist sie nur in ein Handtuch gewickelt. Ihre Haare hängen feucht auf ihre Schultern und ich vergesse, dass ich gerade die Tassen aus dem Schrank holen wollte.
»Lila …«
»Tucker.« Sie hebt eine Augenbraue und ich schlucke. Bin mit wenigen Schritten bei ihr und das Geschenk ist vergessen, genauso wie der Kaffee, der kalt wird, als ich sie in eine Umarmung ziehe und küsse.
»Jetzt würde ich dir aber wirklich gern mein Geschenk geben«, murmle ich und küsse sie, ehe ich ein zweites Mal an diesem Tag in mein Shirt schlüpfe.
»Okay, jetzt bin ich bereit.« Sie steigt aus dem Bett und holt aus ihrer Tasche ebenfalls ein Shirt.
»Ich muss es nur schnell holen«, sage ich und mache mich auf den Weg in die Werkstatt.
Beißende Kälte begrüßt mich, als ich das kurze Stück vom Haus nur in meinem Shirt hinüberlaufe.
Der Tänzer steht auf der Werkbank. Noch ist er nicht ganz fertig, ich habe es einfach nicht geschafft, aber ich will nicht länger warten. Daneben liegt die kleine Schachtel. Lilas Eltern haben mich inspiriert. Ich wickele den Tänzer in Stoff ein, den ich extra dafür vorbereitet habe und laufe schnell zurück zum Haus, ehe ich festfriere.
Lila sitzt auf dem Sofa, eine Tasse frischen Kaffee in der Hand. Für mich hat sie eine Tasse auf den Tisch gestellt.
»Also«, sage ich, und hoffe, dass ich feierlich klinge. »Es ist nicht wirklich ein richtiges Geschenk. Oder Geschenke. Aber …« Ich habe keine Worte. Also schüttele ich den Kopf und reiche ihr zuerst den Tänzer.
Ihr Mund öffnet sich leicht, als sie die Figur entgegennimmt und den Stoff abwickelt. Als er zum Vorschein kommt, schlägt sie die Hand vor den Mund.
»Tuck! Das ist … wunderschön.«
Er ist nicht so detailliert wie die Zuckerfee, das weiß ich. Rauer und seine Kanten sind – noch nicht – perfekt geschliffen. Aber er steht in einer Pose, eine Hand ausgestreckt, als würde er auf jemanden warten und fragen: Tanz mit mir?
»Tucker«, flüstert Lila noch einmal, während sie ihn in ihrer Hand dreht.
»Ich habe ihn für dich gemacht«, sage ich leise, als könnte ich sonst den Moment zerstören. »Als Partner für die Zuckerfee … damit sie … damit du nicht allein tanzen musst.«
Als Lila mich ansieht, erkenne ich Tränen in ihren Augen.
»Er ist wirklich wunderschön.«
»Eigentlich«, sage ich, »ist er noch nicht ganz fertig. Eigentlich solltest du ihn erst bekommen, wenn er perfekt ist. Aber dann habe ich ihn angesehen und gedacht: Vielleicht ist es nicht nur besser so, sondern vielleicht ist er das schon? Unfertig. Weil wir auch noch nicht fertig sind?« Ich formuliere es bewusst als Frage. Lila nickt und presst die Lippen zusammen.
»Ja.« Meine Stimme bricht beinah und ich räuspere mich. »Wir haben noch so viel vor uns. So viel zu entdecken und so viel, was wir zusammen erleben können.« Sie nimmt meine Hand. »Und genau deshalb hast du recht, Tucker. Er muss nicht perfekt sein. Wenn er mit der Zuckerfee zusammen ist, dann ist er es. Und sie ist es mit ihm.«
Dann küsst sie mich und ich lasse mich darin fallen. Mit allem, was ich habe.
»Ich liebe dich«, flüstert sie.
»Ich dich auch«, erwidere ich und halte ihr dann die kleine Schachtel hin.
»Tucker! Noch mehr? Du sollst doch nicht …« Sie hebt den Deckel und entdeckt den Schlüssel. Ein einfacher Hausschlüssel. Nicht romantisch und nichts Besonderes. Aber für mich … und vielleicht für uns … bedeutet er alles.
Lila holt ihn aus dem Kästchen und sieht ihn an. Sieht mich an.
»Was ist das?«
»Es ist der Schlüssel zu meinem Haus. Ich will, dass du ihn hast. Dass du kommst und gehst, wann immer du willst. Dass du weißt, dass du immer hierhergehörst.«
Wieder füllen sich Augen mit Tränen.
»Tucker …«
»Ich weiß, es ist kein Ring, keine Blumen und so. Aber …«
»Hör auf! Es ist perfekt. So perfekt wie der Tänzer.« Sie umschließt den Schlüssel mit ihrer Hand und presst ihn gegen ihre Brust. »Das ist so ein perfektes Geschenk, Tucker.«
Wieder küsst sie mich. Tief, lang und beinahe verzweifelt, als wollte sie mit dem Kuss versuchen, mir zu sagen, was sie mit Worten nicht kann.
»Ich will sie nie wieder loslassen.«
Als wir uns voneinander lösen, beide atemlos, sagt Lila: »Ich habe auch etwas für dich.«
»Wirklich? Das musst du nicht.«
»Möchte ich aber und es ist auch kein Geschenk Geschenk, also …« Sie steht auf, verschwindet kurz im Schlafzimmer und kommt mit einem Umschlag in der Hand wieder zurück.
Ihre Hände zittern leicht, als sie ihn mir reicht.
»Wie gesagt, es ist nichts Besonderes. Es ist nur ein Brief, aber ich hoffe, dass er dir gefällt.«
»Lila, wie könnte es nicht?«
Vorsichtig öffne ich den Umschlag, ziehe das Papier heraus und entfalte es.
Ihre geschwungene Handschrift fließt über die gesamte Seite.
Tucker,
ich habe keine Ahnung, wie man ein Geschenk in Worte fasst, aber das hier ist alles, was ich habe.
Zehn Jahre ist es her, dass ich dich verlassen habe. Ich bin nach New York gegangen und habe nie zurückgeschaut – zumindest habe ich mir das eingeredet. Ich dachte, dass ich dort all das finde, was ich brauche. Dass es mir das gibt, was mir in Silver Pines vermeintlich gefehlt hat. Aber ich habe mich geirrt. Damit will ich nicht sagen, dass New York schlecht zu mir war. Ich habe dort eine Karriere gehabt und durfte tun, was ich am meisten liebe, aber trotzdem war ich nie so glücklich, wie ich es gerade in diesem Moment bin, wo ich diese Zeilen schreibe.
Tuck, du warst mein Traum. Und meine Zukunft. Ich war damals nur zu jung, um es zu sehen.
Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, sonst würde ich es anders machen, glaub mir. Aber vielleicht war es auch richtig so? Vielleicht musste ich gehen, um zu verstehen, was ich in Silver Pines habe. Ich bin schon ein verdammt glückliches Mädchen, weil du noch da bist. Es hätte auch anders kommen können und du wärst weitergezogen – ohne mich. Aber du bist noch da und ich könnte nicht dankbarer sein. Es tut mir leid, dass ich dich damals einfach so zurückgelassen habe, aber ich kann dir versprechen: Ich werde nicht wieder gehen. Nicht diesmal und nie mehr.
Dass du mir eine zweite Chance gegeben hast, ich weiß nicht, wie ich das jemals gutmachen kann. Danke, dass du mich geliebt hast, auch als ich es nicht verdient habe.
Noch weiß ich nicht, wer ich ohne das Tanzen sein werde. Aber ich werde es herausfinden und ich freue mich, dass du dabei an meiner Seite sein wirst.
Damals habe ich meine Schneeflocke nicht abgeholt, doch heute tue ich es. Und dafür gebe ich dir alles, was ich habe. Mein Herz, meine Liebe und mein Leben.
Für immer – wenn du möchtest.
Ich liebe dich, Tucker Boone.
Deine Lila
Als ich das Papier sinken lasse, verschwimmen die Worte vor meinen Augen. Jetzt bin ich es, dem Tränen in den Augen brennen. Meine Kehle schnürt sich zu und ich kann sie nur anstarren. Nicht glauben, dass sie wirklich bei mir ist. Sie hatte es mir schon so oft gesagt in den letzten Tagen, aber es noch einmal so zu lesen …
»Lila …«
»Zu viel?«, fragt sie unsicher und beißt sich auf die Lippe.
»Nein.« Ich ziehe sie in meine Arme. »Es ist perfekt. So wie du.«
Als wir uns küssen, ist es, als würde die Welt noch einmal stehenbleiben. Es gibt nur uns in diesem Moment, alles andere ist egal. Und am liebsten würde ich es für immer behalten.
Irgendwann löst sich Lila von mir.
»Es gibt noch eine Sache, die ich erledigen muss.«
Ich runzele die Stirn. »Welche?«
»Nun ja, du weißt, der Weihnachtsmorgen war immer meine Deadline, mich zu entscheiden …« Ich nicke und schlucke. »Und das muss ich auch, weil ich mein Apartment in New York bisher noch nicht gekündigt habe. Heute ist die Deadline, wenn ich nicht noch einen Monat mehr dafür bezahlen will, und das möchte ich nicht, weil, na ja, wie du weißt, so viel Geld verdiene ich im Moment nicht wirklich.«
»Und das willst du jetzt machen? Damit es erledigt ist?«
»Ich muss es jetzt machen, sonst ist es zu spät.« Damit steht sie auf und holt ihr Handy. »Ist nur eine E-Mail, dann ist es erledigt. Meine Vermieterin ist glücklicherweise modern eingestellt und braucht keinen handgeschriebenen Brief.«
Sie setzt sich wieder neben mich und ich sehe, wie sie sich in ihren Mailaccount einloggt.
Dann tippt sie und irgendwann verharrt ihr Finger über dem Display.
»Lila, wenn du nicht sicher bist …«
In diesem Moment tippt sie den Button an.
Dann sitzt sie einfach nur da, starrt auf ihr Handy, bis sich ihre Schultern entspannen und sie tief ausatmet, als hätte sie die Luft angehalten.
»Wie fühlst du dich?«, frage ich.
»Frei. Irgendwie. Auch wenn das albern klingt, wo ich doch immer dachte, dass ich das nur in New York sein kann.« Sie dreht sich zu mir und lächelt. »Ich fühle mich frei. Jetzt muss ich im Januar nur noch mal zurück und meine Sachen holen.«
»Ich komme mit«, sage ich, »wenn du das willst. Dann kannst du mir New York zeigen.«
Lila nickt. »Das würde ich gern.« Als sie mich küsst, höre ich ihren Magen knurren.
Ich löse mich von ihr und lache. »Was hältst du von Frühstück?«
»Sehr, sehr viel.«
Gemeinsam machen wir Frühstück. Dieses Mal übernimmt Lila die Pancakes, damit sie nicht wieder anbrennen, und ich brate Speck zusammen mit Eiern. Zwischendurch küssen wir uns – ein paar Mal zu oft, denn auch Lilas Pancakes verbrennen, wenn auch weniger als meine.
Wir sitzen am Küchentisch, trinken Kaffee und reden über alles und nichts.
»Weißt du, Tucker, das Angebot der Ballettschule hat mich auf eine Idee gebracht«, sagt sie irgendwann, und als ich sie ansehe, färben ihre Wangen sich rot.
»Ja?«
»Was, wenn ich einfach in Silver Pines Tanzunterricht geben würde …«
»Lila, das wäre … wunderbar.«
»Meinst du? Ich bin noch nicht sicher …«
»Dann nimm dir die Zeit und finde es heraus. Egal, für was du dich entscheidest, ich werde bei dir sein.«
Sie lacht und ihre Augen leuchten.
»Das ist es. Das ist das Leben, das ich will.«
Nach dem Frühstück legt Lila ihr Bein hoch, um das Knie ein wenig zu schonen, und ich räume die Teller ab. Als ich sie spüle, fällt mein Blick aus dem Fenster auf meinen Briefkasten. Ich runzele die Stirn. Es sieht aus, als läge etwas darin, das zu groß ist, denn die Klappe ist offen.
Das muss ich übersehen haben, nach allem, was in den letzten Tagen los war.
»Ich gehe kurz raus«, rufe ich Lila zu.
»Okay«, ruft sie zurück.
Ich greife nach meiner Jacke – noch mal erfriere ich nicht halb da draußen – und schlüpfe in meine Stiefel. Der Schnee knirscht unter meinen Sohlen, die Luft ist so kalt, dass sie in meiner Lunge brennt. Aber es tut gut. Frisch und klar. Schnee hängt in den Bäumen, säumt die Straßen, es ist ruhig, und da die Sonne scheint, sieht es aus wie auf einem Postkartenbild. Ich lächle. Perfekt. Besser könnte dieser Tag nicht sein.
Als ich am Briefkasten ankomme, öffne ich ihn und ziehe einen Stapel Briefe heraus. Gehe sie durch. Nichts Besonderes, bis ich an einem Umschlag hängenbleibe.
Timber & Stone Carpentry, Missoula, Montana.
Ich erstarre.
Das hatte ich komplett vergessen.
Meine Finger zittern und ich schlucke.
Es ist so lange her … ich habe es schon vor einigen Wochen abgehakt.
Meine Bewerbung.
Die ich vor sechs Monaten nach Missoula geschickt habe.
Als Lila noch in New York war und Silver Pines sich zu klein angefühlt hat. Zu eng und zu einsam. Und als Claire mir gesagt hat, dass ich endlich weiterziehen muss, als sie mich mal wieder nach meinem Liebesleben gefragt hat.
Und da war ich mir sicher: Wenn ich in Silver Pines bleibe, dann werde ich für immer an Lila hängen. Meine Schreinerei liebe ich, aber es ist nicht leicht … Ich hatte die Stelle bei Timber & Stone gesehen und mir gedacht: Warum nicht? Ich war mir sicher, dass ich hier wegmusste, um … um was? Um glücklich zu werden?
Als ich im November noch immer nichts gehört hatte, habe ich es abgehakt und deshalb auch nicht mehr erwähnt, als Lilas Vater nach meiner Zukunft gefragt hat. Denn die ist ja jetzt hier. Bei Lila.
Ich öffne den Umschlag und ziehe den Brief raus. Es könnte auch eine Absage sein.
Sehr geehrter Mr. Boone,
vielen Dank für Ihre Bewerbung im Juni dieses Jahres. Es tut uns leid, dass wir uns erst heute bei Ihnen melden können. Durch die hohe Auftragslast in den letzten Monaten, mussten wir unser Besetzungsverfahren hinten anstellen.
Umso mehr freuen wir uns, dass wir Ihnen gern die Position als Senior Carpenter bei uns anbieten würden. Ihre Unterlagen haben uns überzeugt. Bei einem persönlichen Gespräch würden wir gern die letzten Details besprechen.
Die Position möchten wir gern ab dem 01.02. besetzen. Das Gehalt liegt bei 75,000 Dollar pro Jahr, inklusive einer Krankenversicherung und Altersvorsorge.
Wir würden uns über eine Rückmeldung bis zum 2. Januar freuen, um einen Termin für die Vertragsunterzeichnung zu vereinbaren.
Wir wünschen Ihnen schöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr, in dem wir uns freuen würden, Sie in unserem Team begrüßen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Danielle Crawford
HR Managerin
Ich lese den Brief noch mehrere Male, ehe ich wirklich begreife, was dort steht. Ich habe eine Stelle in Missoula. Ab Anfang Februar. Ich muss nur noch unterschreiben. Das war alles, was ich damals gewollt hatte – in diesem zehnten Sommer ohne Lila, in dem ich dachte, dass ich gehen muss, um endlich frei zu sein.
Ich war fest davon überzeugt, wenn ich meine Firma in Silver Pines aufgebe und gehe, dass ich es dann schaffe. Endgültig.
Aber jetzt …
Ich sehe auf und kann Lila im Wohnzimmer sehen. Wie sie auf dem Sofa sitzt, unter eine Decke gekuschelt und lacht. Sie scheint eine Sendung im Fernsehen anzusehen. Sie hat Kaffee in der Hand und sie sieht glücklich aus. Friedlich. Angekommen.
Und ich stehe hier. Mit dem Angebot, dass mich retten sollte.
Ich liebe meine Firma. Aber sie könnte besser laufen. Ja, ich kann davon leben, aber auch nur, weil mein Haus mir gehört und ich keine Schulden habe. Die Bewohner hier liegen mir am Herzen und ich bin meistens viel günstiger als die Konkurrenz. Einfach, weil ich bei jedem weiß, wie es finanziell aussieht, weil man sich kennt in Silver Pines und niemanden im Stich lässt. Im Dezember verdiene ich fast nichts, weil ich das Festival betreue und niemand weiß, wie viel von meinem Geld dort hineinfließt. Das war der zweite Grund für meine Bewerbung – finanziell abgesichert zu sein und nicht mehr von Monat zu Monat denken zu müssen.
Senior Carpenter.
75,000 Dollar.
Ich lasse den Kopf sinken, die Hand mit dem Brief.
Lila weiß nichts davon. Nicht, weil ich es ihr nicht sagen wollte, sondern weil ich es einfach vergessen habe.
Sie ist meine Zukunft. Nicht Missoula und doch …
Es ist Weihnachten. Lila ist da. Bei mir. Und ich stehe in der Kälte, den wichtigsten Brief seit Langem in der Hand. Und ich weiß nicht, was ich tun soll.
Der Adventskalender endet. Und aus Lilas Tag der Entscheidung wird Tuckers.
Lila weiß nichts von Tuckers finanziellen Schwierigkeiten und er hat seine Bewerbung lässt als geplatzt abgehakt. Und nun?
So schnell kann alles wieder auf wackligen Füßen stehen, selbst wenn man denkt, dass alles passt.
Armer Tucker. Arme Lila. Wie es wohl weiter geht mit den beiden?
Das, meine lieben Rockeronies, wird uns nur ein Roman mit den beiden verraten.
Denkt ihr, das die beiden es wert wären?
Lasst es mich wissen.
Eure