Leseprobe

Herzlich willkommen. Ich freue mich sehr, dass du hergefunden hast. Mach es dir gemütlich und schau dich um. Die Leseprobe meines Debütromans Flash Fame – Deine Chance auf Liebe wartet auf dich.

Lass dich neugierig machen auf dieses romantische Drama voll mit Herz, Rockmusik und USA-Feeling.

Aber Achtung! Suchtpotenzial … 😉

~ Kapitel 1 ~

Elijah stellte sich eine bessere Beschäftigung an einem Mittwoch vor, als von einer Frau Typ Schwarze Witwe fixiert zu werden. Damit untergrub sie seine Charmeoffensive, mit der er die Radiopromotion des neuen Bandalbums hinter sich bringen wollte. Die Hoffnung starb endgültig bei dem abfälligen Lächeln, das besagte Schwarze Witwe für das Interview aufsetzte: »Heute bei mir in der Show Ryan Dearing und Elijah Persson, Bassist und Schlagzeuger der aktuell populärsten Rockband der USA: ›Cursed Instant‹.«

Mit den Händen auf seine Oberschenkel trommelnd, rutschte Elijah auf dem Hochhocker herum. Er starrte auf die Uhr, die über der Tür des Studios hing. Deren Ziffern ihn zynisch blinkend zu hypnotisieren und wie mit einem Augenzwinkern zu verhöhnen schienen, weil er hier festsaß. Er riss sich von den ewig gleichen Zahlen los, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und rollte mit den Augen – Auftritt Rockstar. Die Maske bloß nicht fallenlassen. Sein Gegenüber Brooke Anderson warf Ryan und ihm einen seltsamen Blick zu. Richtete ihre Kopfhörer, bevor sie erneut ins Mikrofon sprach.

»Ich freue mich, dass ihr heute hier seid, um endlich euer neues Album ›Breakaway of the Promised‹ …«

Elijahs Blick schweifte gemeinsam mit seinen Gedanken ab. Über die Getränke, die vor ihm und Ryan standen und zu seinem Leidwesen keinen Alkohol enthielten, hin zu Brooke.

Die Hülle ihres Debütalbums ›Monkey Execution‹ hatte sie aufrecht zwischen sie gestellt. Wie eine Trennlinie, die einen dicken Knoten in seinem Magen verursachte. Elijah schluckte und sah zu den Bandpostern unzähliger Musikgrößen an den Wänden, die zuvor hier über ihre Werke gesprochen hatten. Streifte dabei mit seinem Blick Mitarbeiter des Senders, die vor der schalldichten Glastür des dunkelbraun gestrichenen Studios standen. Sie lachten und sprachen miteinander. Er seufzte, sehnte sich nach einer Kippe und fand erneut Ablenkung in der Studiouhr über der Tür. Das stetige Blinken der leuchtenden Ziffern lullte ihn ein. Schwarz, Rot, Schwarz, Rot, Schwarz, Rot, Schwarz – einzig durchbrochen durch eine neue Zahl, nachdem eine quälende Minute verstrichen war.

»Elijah?«

Er zuckte zusammen, bevor er herzhaft gähnte. Ryan übernahm die Antwort auf die verpasste Frage, der er ebenso wenig Aufmerksamkeit schenkte. Elijah rieb sich die Stirn, wollte nur weg, statt beschissene Fragen zu beantworten. Ryan saß erstaunlich entspannt neben ihm und schien sich nicht an die Moderatorin zu erinnern. Er dagegen zermarterte sich seit ihrem Zusammentreffen im Sender das Hirn, ob er mit ihr im Bett gewesen war. Ihm flog ein giftiger Blick zu, der ihn mutmaßen ließ, dass sie seine Gedanken las. Elijah hielt Brookes Musterung feixend stand. Er hob eine Augenbraue. Das Licht im Studio war gedimmt. Er sackte ein wenig in sich zusammen und Brooke verschwand hinter den beiden Monitoren. Juckte ihn nicht. Der Raum, stickig und mit Equipment vollgestopft, dagegen eher. Ein Gefühl wie in einer Schuhschachtel. Das Mikro klebte vor seinem Gesicht, der Geschmack von muffigem Lavendel-Raumspray erfüllte seine Kehle.

Elijah straffte die Schultern und schaute Brooke erneut in die Augen.

Feindseliges Verhalten abservierter One-Night-Stands kannte er, obwohl die wahren Groupies ihm meistens weiterhin zu Füßen lagen. Er griff nach seinem Glas. Das schale Wasser und der penetrante Raumduft vermischten sich zu einem abartigen Geschmack.

»Ryan, Elijah, ›Cursed Instant‹ erleben gerade einen Höhenflug. Die Single eures zweiten Albums übertrumpft alles in den Charts. Ist Rock wieder richtig angesagt, oder erwartet ihr einen Absturz?«

Brookes Lächeln nach zu urteilen, wäre das eindeutig wünschenswert. Elijah warf Ryan einen Blick zu.

Souverän antwortete sein Freund: »Die Bands waren die ganze Zeit da, genau wie die Fans. Wir beweisen mit diesem Album, wie gefestigt das Genre ist.«

»Für diejenigen«, fuhr die Moderatorin fort, »denen ›Cursed Instant‹ nichts sagen: Vor drei Jahren kam ihre erste Scheibe ›Monkey Execution‹ auf den Markt. Das Debütalbum, nach dem man sie auf einem Festival entdeckt hatte und sie so einen Vertrag bei einer begehrten Plattenfirma ergatterten. Bisher sind sie zwar eher auf nationaler Ebene bekannt, doch die Auskopplung der ersten Single ›Riot of Notorious‹ verhalf ihnen zum internationalen Durchbruch. Sie hauchen dem Rock frischen Wind ein.« Elijah blendete Brookes Stimme aus.

Langweilig. Was sie selbst wusste, denn ihr Blick verriet sie: Sie brannte darauf, Skandale ans Licht zu bringen, denn es lockte Publikum.

Elijahs Hände zitterten.

Kein idealer Zeitpunkt mitten im Interview. Eine Schweißperle rann Elijahs Schläfe hinunter, denn die Studio-Klimaanlage kämpfte mit den unerwartet hohen Frühlingstemperaturen. Die ohnehin trockene Luft raubte ihm den Atem und ließ ihm die Zunge pelzig an seinem Gaumen kleben. Das Hemd engte ihn ein. Mit einer Hand nestelte er unauffällig an seinem Hemdkragen und ergriff erneut mit der anderen das Glas. Der letzte Tropfen Wasser hatte keinerlei Chance gegen das Gefühl, einen Sandkuchen gegessen zu haben und angewidert verzog er das Gesicht. Wie es ihn ankotzte, ständig in Interviews die gleichen dämlichen Fragen zu beantworten.

Ja, er kannte die Jungs seit der Highschool und ja, sie hatten jede Menge Scheiße erlebt, die sie zusammenhielt. Sie waren durch Clubs getingelt, hatten in Garagen geprobt. Ergatterten den Plattenvertrag. Ja, die Zeit auf Tour als Opening Act diverser Rockgrößen hatte sie ausgelaugt.

Nein, sie waren nicht reich geworden mit der ersten Scheibe.

Es war ihm ein Rätsel, wieso sich alle daran aufgeilten, winzigste Details aus ihrem Leben zu erfahren.

Elijah war dankbar, dass die Öffentlichkeit die Risse nicht sah, die seine Freundschaft zu Logan durchzogen, oder die Katastrophe, zu welcher die Arbeit an ihrem zweiten Album geworden war. Es reichte schon, dass alle das Gefühl hinterfragten, von der ersten Plattenfirma einen gewaltigen Arschtritt erhalten zu haben.

»Oh, es war ein Traum, gefeuert zu werden! Beste Zeit meines Lebens ever!« Fucking Joke. Genauso beschissen wie zeitgleich ihren Manager Brian rauszuschmeißen. Ryan hatte ihn gegen sein Schienbein getreten und Elijah zuckte zusammen.

Er unterdrückte einen Fluch.

»In knapp zwei Monaten erscheint euer zweites Album ›Breakaway of the Promised‹. Die ausgekoppelte Single klingt schon vielversprechend«, endete Brooke.

Ryan lächelte die Moderatorin an. »Vielen Dank.«

Elijah zollte seinem Freund Respekt, wie professionell er diesen Mist inzwischen durchzog. »Der Vorhang zur Pre-Tour hebt sich bereits in einigen Tagen. Mit der Veröffentlichung der Platte erfüllen wir uns dann unseren größten Traum und touren zum ersten Mal weltweit.«

»Der Hype wirkt sich mittlerweile sogar auf die Verkaufszahlen von ›Monkey Execution‹ aus.« Brooke ergriff die CD.

Drehte sie desinteressiert um, bevor sie sie zurücklegte.

»In den Charts ist es weit oben platziert«, ergänzte sie.

»Es ist wirklich fan-fucking-tastisch, mitzuerleben, wie unser erstes Album endlich seine verdiente Aufmerksamkeit erhält – vor allem auch international.« Elijah beteiligte sich das erste Mal am Gespräch und holte kurz Luft.

Brooke nutzte es, um ihn zu unterbrechen: »Die Mädels fahren aber auch auf euer Bad Boy Image ab!«

Ryan lachte.

Elijah warf ein: »In erster Linie überzeugen wir ja mit unserer Musik. Der Rest? Gerüchte. Man sollte nicht alles glauben.«

»Ach also ist da absolut nichts dran?« Elijah verdrehte die Augen und ärgerte sich über seine Steilvorlage, die Ryan entgegen seiner üblichen besonnenen Art mit einem schneidenden Ton parierte. »Absolut nicht.«

Waren sie verdammt noch mal nicht hier, um ihre Musik zu verkaufen? Elijah seufzte.

Brooke hob eine Augenbraue an. Erwischt. »Ernsthaft, das verkauft ihr mir? Kein Alkohol- und Drogenmissbrauch? Keine ausufernden Partys? Die Bilder davon alles Fake?«

Elijah sah den Glanz in den Augen der Moderatorin: Sie hatte Witterung aufgenommen! Kopfschmerzen pochten in seinen Schläfen.

»›Cursed Instant‹ sind in der A-Liga der Musikstars angekommen. Die Fans verlangen Hintergrundinfos, die uns nicht ins Langeweile-Koma stürzen.« Brooke rückte ihr Mikrofon zurecht. »Wir haben hier eine Nachwuchs-Rockband, die den Ruf der Urgesteine des Rock ’n‘ Roll erfüllt. Sexy Rockstars! Die mit dem Album ›Breakaway of the Promised‹ wohl Rekorde brechen …«

»… in Zeiten, wo Streaming den Markt dominiert«, erläuterte Ryan und steuerte auf sicheres Terrain zurück.

Elijah war dankbar für seine Gelassenheit. Zwang sich nicht noch einmal durch die Studiouhr in einen Trancezustand versetzt zu werden. Brooke verlangte ungeteilte Aufmerksamkeit.

»Das ist nichts, was neu wäre. Uns bewegt: Was steckt hinter eurer Fassade? Wer seid ihr, wenn ihr nicht die Rolle des gefährlichen Rockstars mimt? Josh? Logan? Ihr beiden? Was verbergt ihr? Highschool Buddys? Reißt uns nicht vom Hocker. Garagenband? Langweilig!« Brooke machte eine wegwerfende Handbewegung. »Paparazzi verfolgen euch überall hin. Bilder, auf denen ihr mit heißen Babes aus Clubs taumelt? In allen Zeitungen! Nie ein Kommentar von euch, doch die Fans lechzen nach privaten Eindrücken. Gute Musik allein reicht heutzutage nicht mehr, um das Interesse an einer Band aufrecht zu halten.«

Elijah ballte seine Hände zu Fäusten. »Unser Privatleben hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.«

»Mir kommt es eher vor, als nutzt ihr die Geheimniskrämerei, um das Interesse an euch zu steigern. Oder etwa nicht? Gut fürs Ego.« Siegessicher blitzte Brooke Elijah an. Er kämpfte mit Hitzewallungen. »Viele Gerüchte, räumt damit auf! Exklusive Chance!«

Fassungslos über diesen extrem dreisten Versuch, noch tiefer zu bohren, schüttelte Ryan den Kopf, was Brooke nicht stoppte: »Kontinuierlich neue Mädels? Ist es Taktik? Ryan, ich schätze mal, du bist mit Sicherheit längst verheiratet und du verlobt, Elijah? Logan ist geschieden und Josh? Er ist bestimmt mit einigen unehelichen Kindern gesegnet. Damit erzeugt ihr Erklärungsbedarf, was eure vielen Frauengeschichten angeht. Was ist dran an all dem?«

»Ich denke Brooke, wir haben ein Recht auf Privatleben. Wir äußern uns nicht zu diesem Thema.« Ryan klang eisig und Elijah zwang sich, ein neutrales Gesicht aufzusetzen.

Es war an der Zeit, dass ihr Management den Pressefuzzis vorschrieb, welche Fragen sie stellen durften und welche nicht. Dafür nahm Elijah gern in Kauf, ständig die gleichen Phrasen zu wiederholen.

Brooke stützte ihre Ellenbogen auf dem Tisch auf und schob sich näher zu ihm, was ihn zurückweichen ließ.

»Ich bin nicht so, was die Groupies angeht, aber was ist dran an eurem Drogenkonsum? Eine erfolgreiche Band mit empfänglichen, unerfahrenen Fans. Es ist out, im Drogensumpf zu landen. Was hält denn die Plattenfirma davon? Ich irre mich wohl nicht, wenn ich annehme, dass sie ihre Kohle gern behalten würden. Oder?«

Elijah sog Sauerstoff in seine Lungen.

»Die Sorge um deren Einkommen ist unberechtigt.« Lächerlich, was sie da versuchte! Brooke lachte und es klang angepisst. »Ja, das scheint bei den aktuellen Verkaufszahlen im Moment kein Thema. Euer Album erscheint in den nächsten Wochen. Wir sind alle gespannt, ob der Song ›Riot of Notorious‹ der Anfang einer Reihe Hits ist.« Sie bleckte ihre Zähne. Elijah folgte ihrem Blick auf das ›Monkey Execution‹ Cover. »Es fehlt aber eine entscheidende Sache zur Veröffentlichung, wie ich höre. Wie steht es momentan um eure Fotoaufnahmen für das Albumcover? Geht es denn endlich voran? Es gibt Stimmen, die behaupten, die Arbeit mit dem Fotografen Bert Marks hier in New York sei nicht erfolgreich?« Sie grinste.

»Das Cover ist auf jeden Fall rechtzeitig fertig.« Ryan fuhr sich durch die Haare, was deutlich zeigte, wie genervt er inzwischen war.

»Ihr vertreibt euch die Zeit bis zum nächsten Shooting mit einer eurer legendären Partys? Da lasst ihr nichts aus, hört man.« Sie stützte ihr Kinn auf ihre Hand.

Elijah unterdrückte ein Stöhnen. »Wie schon gesagt, nicht alles, was die Medien so veröffentlichen, entspricht auch der Wahrheit Brooke.« Sein Blick schweifte erneut zur Uhr. Er sehnte den Moment herbei, das Studio zu verlassen.

»Ach? Verklagt ihr deswegen Magazine?« Diese Aussage von Brooke zwang ihn, seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zu verlagern und sie anzusehen.

»Respekt«, dachte er. Eine einzelne Klage anzuführen, die es in der Presse damals nicht mal auf eine Titelseite geschafft hatte, zeugte von Verzweiflung. Die Aggressivität in ihrer Stimme rief in ihm die Assoziation eines Schwarms gereizter Wespen hervor.

»Wieso zahlt ihr einer Groupie Schweigegeld?«

Fuck, diese Story! Ein Party-Gag, der nach hinten losgegangen war. Nicht ihr erstes Interview, bei dem irgend so eine Reportertante auf die Geschichte ansprang, als wäre es die Enthüllung. Sie eiskalt erwischte und irritierte, weil das …

Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, wen er da vor sich hatte. Natürlich: Die Brooke Anderson!

Ein Kribbeln zog sich durch seinen gesamten Körper und stellte seine Nackenhärchen auf.

Sofort schien die Anspannung von Elijah abzufallen.

»Alles bloß Gerüchte.« Er erkannte den knurrigen Unterton in Ryans Stimme und sammelte sich. Brooke hielt sich an ihren eisernen Regieplan und Elijah entschied, ihn ins Wanken zu bringen.

»Befürchtet ihr nicht, dass Heerscharen von Groupies bald Kohle für ihr Schweigen fordern?« Die Moderatorin leckte sich die Lippen, und ihr Anblick zwang Elijah, ein Lachen zu unterdrücken. »Wenn es bei einer funktioniert hat? Weshalb dementiert ihr negativ Presse so vehement? Ihr seid Erwachsene, die bewusst im Rampenlicht stehen, und Schlagzeilen müsst ihr aushalten.« Sie hob ihre Hand, ballte sie zur Faust. Zog sie eilig zurück. »Räumt endlich mit den Gerüchten auf! Seid ehrlich zu den Fans, denn Bad Boys verkaufen sicher mehr Alben als pseudo-weichgespülte Rocker. Eure Popularität und die Plattenverkäufe sinken dadurch nicht. Im Gegenteil. Was auch immer hinter den Aktionen eures Managements steckt – es wirkt unglaubwürdig.«

Elijah warf Ryan einen Blick zu, der ebenso angekotzt schaute, wie es in seinem Inneren aussah.

Brooke war ätzend. Dem Blick nach zu urteilen, den sie Elijah zuwarf, war ihr das bewusst und keinesfalls unangenehm. Elijah presste seine Kiefer zusammen.

»Was schockt denn Fans heutzutage?« Brooke lächelte.

Ryan stieß Elijah an und zeigte ihm unter dem Tisch zweimal fünf Finger. Die paar Minuten schafften sie.

»Warum gebt ihr der Wahrheit nicht eine Chance? Rockstar-Partys sind gleich geblieben über die Zeit. Drogen überall verfügbar, Frauen abschleppen …«

»Wir diskutieren hier nicht über Drogen!«, fauchte Elijah und wollte sich gleich darauf auf die Zunge beißen. Bei den Chefs des Labels kam es nicht positiv an, wenn man die Band ständig mit illegalen Substanzen in Verbindung brachte, Wahrheit hin oder her.

»Leugnet ihr, was in den Clubs tatsächlich auf den Partys abgeht? Mädels als Sexobjekte? Ohne Ausnahme? Weist ihr das von der Hand? Teilt ihr untereinander?« Brookes Gegacker über ihren eigenen Witz klang schrill in seinen Ohren. Sie zwinkerte ihnen kokett zu. Elijah kniff die Augen zusammen und seufzte.

»Nimm gern an, was dir gefällt, Brooke. Zu behaupten, keine Frau sei sicher vor uns, ist totaler Bullshit.«

»Ach? Das glaube ich nicht. Hauptsache weiblich, der Rest ist egal. Enorme …« Brooke unterbrach ihren Satz. Elijah runzelte die Stirn, bevor er grinste. Die Moderatorin wäre beinah aus ihrer Rolle gefallen, fing sich. »Wenn nicht freiwillig, kennt ihr andere Mittelchen …« Brooke hob eine Augenbraue und Elijah durchfuhr es eiskalt. Übelkeit ballte sich in seinem Magen. Brookes Skrupellosigkeit kannte keine Grenzen. Bezichtigte sie sie der sexuellen Belästigung oder etwa …? Elijah knirschte mit den Zähnen, sie überkreuzte die Arme auf dem Tisch und lächelte süßlich.

Ryan erhob sich neben ihm. Beschwichtigend legte Elijah ihm eine Hand auf den Oberarm. Bedeutete ihm, sich zu setzen. Wutschnaubend abzuhauen brachte nichts.

Im Gegenteil.

Er stützte sich auf das Pult. Grinste. Sah sie direkt an. Seine Augen blitzten. »Brooke«, säuselte er, »du weißt aus eigener Erfahrung, dass nicht jede Frau bei uns Chancen hat.« Entspannt lehnte er sich auf dem Hocker zurück. Nice, wie Brookes Gesichtsfarbe wechselte, sie in eine Schockstarre fiel. »Erinnerst du dich?«

Das Interview erfuhr eine Wendung nach seinem Geschmack und wenn sie aus Stille bestand. Feixend sah er zu Ryan, der ihn fragend ansah. Elijah würde ihn auf der Rückfahrt ins Hotel aufklären.

Ein Gefühl des Triumphes erfüllte ihn.

Hinter der Glasscheibe zum Senderaum brach dafür Hektik aus: Die Redaktion sprach panisch auf Brooke ein. Gedämpft hörte er die Stimmen in ihrem Kopfhörer. Sie rührte sich nicht, starrte stattdessen nun selbst auf die Uhr über der Tür.

Die Sendeleitung spielte ›Riot of Notorious‹ ein.

Brooke erwachte in dem Moment wieder zum Leben, als ein Redakteur das Studio betrat und ihr Worte ins Ohr flüsterte, die er nicht verstand. Elijah beobachtete, wie ihre Hände zitterten. Röte überzog ihr Gesicht und er biss sich auf die Innenseite seiner Wangen, um nicht zu lachen. Er hatte sie blamiert und das passte der Moderatorin nicht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich erinnerte.

Ihr Fehler.

Ryan beugte sich zu ihm und raunte in Elijahs Ohr: »Auf was auch immer du angespielt hast … Es bringt uns früher hier raus.« Er hielt ihm grinsend seine flache Hand neben seinen Oberschenkel und Elijah schlug unauffällig ein, als der Redakteur das Studio verließ und die Tür hinter sich ins Schloss zog.

Brooke sah aus, als hätte ihr jemand gerade eine Tasse vergorene Milch angeboten.

Kaum verklang die letzte Note des eingespielten Liedes, sagte sie kühl ins Mikro: »Schade, aber es ist Zeit, unsere Studiogäste zu verabschieden.« Sie würdigte sie keines Blickes. »Nächste Woche erwarten euch wieder hochinteressante Gäste und ich freue mich, wenn ihr einschaltet.«

Der Sendungsjingle erklang und Brooke riss sich die Kopfhörer runter, donnerte sie auf den Tisch, rutschte von ihrem Hocker und rauschte aus dem Studio. Die Scheibe in der Studiotür wackelte, als sie hinter ihr ins Schloss knallte. Ehe Ryan oder Elijah in der Lage waren zu reagieren, flog die Tür erneut auf und die Moderatorin schob sich wortlos an ihnen vorbei. Griff nach ihrem Handy. Hackte auf das Display ein.

»Hat uns gefreut«, sagte Ryan zu ihr und stand auf, ohne eine Antwort zu erhalten.

»Wie immer.« Elijah erhob sich ebenfalls, trat nach Ryan auf die Tür zu und folgte ihm in den Flur.

Ehe die Studiotür hinter Elijah zufiel, krachte links von ihm eine Tasse gegen die Trennscheibe zwischen Technik und Studio. Elijah stoppte. Sein Blick wanderte zu Brookes Kollegen, der erschrocken aufsprang. Aus dem Raum an ihnen vorbeieilte, bevor er die Tür öffnete und darin stehen blieb. Elijah betrachtete die frustrierte Moderatorin über die Schulter des Mannes. Um sich herum schien sie niemanden wahrzunehmen.

Auf ihrem Gesicht bildete sich ein boshaftes Grinsen, als ihr entfuhr: »Fotos! Das ist es.«

 

~ Kapitel 2 ~

»Blöde Kuh!«, schrie der Taxifahrer, drohte mit der Faust aus dem Wagenfenster. Sara stolperte auf den Bürgersteig, Hitze schoss ihr in die Wangen. Die Abgase der Autos, gemischt mit dem Gestank von Urin, Müll und Gerüchen diverser Foodtrucks benebelten ihre Sinne. Die berühmt-berüchtigte New Yorker Freundlichkeit schallte ihr in den Ohren. Das Taxi setzte sich hinter ihr hupend in Bewegung. Wo war dieses blöde Café nur?

»Dämlicher steht man nicht in der Gegend rum, oder? Gehört dir der Gehweg? Das kannste im Museum machen!« Sara wich dem pöbelnden Herrn mit Rollator aus.

»Ent… Entschuldigung.« Die folgende Kollision mit einem weiteren Passanten brachte sie derart aus dem Gleichgewicht, dass sie der Länge nach hinfiel. »Na geil. Wieso hänge ich mir nicht gleich ein Schild um, wo Vollidiotin drauf steht?« Ungefragt schoss ihr im Anschluss an diesen Gedanken eine Textzeile über Fremde in New York durch den Kopf, die sie beiseiteschob. »Das tut mir wirklich leid.« Knapp neben einem frisch ausgespuckten rosa Kaugummi mit Zahnabdrücken rappelte Sara sich auf. Die nächste Beleidigung erwartend, zog sie vorsichtshalber den Kopf ein. Doch der Alte schlurfte knurrend weiter und stattdessen streckte sich ihr die Hand des Mannes entgegen, den sie angerempelt hatte. Sie ergriff sie und Röte zog sich über ihr Gesicht. Watteweich schmiegte seine Hand sich an ihre schweißnasse Handinnenfläche.

»Adrenalinkicks holt man sich anders. Nicht lange in New York, was?« Spöttische Grübchen zeichneten sich in seine Wangen. Die hochgezogene Augenbraue verschwand unter der tief ins Gesicht gezogenen Basecap. Es warf Schatten auf seine Augen. Sara schüttelte sich innerlich. Wie peinlich! Die Aktion mit dem Taxi hatte er sicher beobachtet. »Goldene Regel: Niemals auf dem Gehweg stehen bleiben. Musste ich bei meiner Ankunft auch lernen.«

Es gab nette Menschen in der Stadt! Sofern sie nicht hier geboren waren. In seinem Blick lag ein verlockender Glanz. Seine Augen abgründig, fast schwarz. Es dauerte, ehe sie bemerkte, dass sie ihn anstarrte.

»Danke, ich werde es mir merken.« Sie klopfte sich den Staub von der Hose. Sein Lachen klang rau. Nach Kippen und durchzechten Nächten. »Ähm, darf ich fragen …?«

Enttäuschung schien über sein Gesicht zu huschen. Sie mochte sich irren, denn er knipste das Lächeln Sekunden später wieder an. Es roch nach Fake, was Sara verunsicherte.

»Na klar doch, Süße.« Die Wärme wich kühlem Desinteresse in seiner Stimme. »Wohin möchtest du die Unterschrift?«

»Wie bitte?«

Mit zusammengekniffenen Lippen hob er ihren Kalender auf, der ihr aus der Tasche gefallen war. »Name?«

»Name?« Irritiert sah sie den Fremden an.

»Wie du heißt.«

Fasziniert beobachtete Sara, wie er mit dem Kugelschreiber zwischen seinen Fingern spielte. Wow, diese Hände …

Lange, schlanke Finger mit gepflegten Nägeln, vielleicht sogar manikürt. Sie erlag sekundenlang ihrer Schwäche für ansprechende Männerhände. Was er damit wohl alles im Bett mit einer Frau anstellte? Oder einem Mann zwang sie sich in Gedanken hinterherzuschieben. Einen Ehering unter all den Ringen an seinen Händen auszumachen, fiel ihr schwer. Fragte er sie aus diesem Grund nach ihrem Namen und war so nett zu ihr?

Moment mal – flirtete er sie etwa an? Schwachsinn, niemals. Nicht so ein Typ.

»S… Sara.« Sie mutierte in seiner Gegenwart zu einem aufgeregten Schulmädchen.

»Na siehst du. War doch gar nicht so schwer. Für Sarah, alles Liebe«, murmelte er. Kritzelte mitten über ihre nicht vorhandenen Termine der nächsten Woche. »Okay? Oder noch ein Selfie?«

Unfähig anders als mit einem Kopfschütteln zu reagieren, sah sie zu, wie er den Planer in ihrer Handtasche verstaute, kurz die Hand zum Gruß hob und verschwand …

Na, neugierig, wie es weiter geht?

Elijah und Sara freuen sich auf dich <3

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